Der feine Unterschied

In der digitalen Welt gibt es in letzter Konsequenz nur 0 oder 1, nein oder ja, schwarz oder weiß (man könnte also auch sagen, daß Computer nicht politisch korrekt denken, aber das schweift jetzt zu weit ab).
Wie viel vielfältiger ist da doch die gute alte analoge Welt, denn hier gibt es unendlich (laß Dir das auf der Cd-Schublade zergehen, Blechkopf - unendlich) viele Abstufungen dazwischen. Keine 128 MIDI-Lautstärkewerte, sonderm ein dicker runder Regler, den man - zumindest theoretisch - beliebig fein einstellen kann, ohne Wertesprünge, ohne "Treppchen" im Regelverlauf.

Das Gleiche gilt natürlich auch für rein analoge Synthesizerschaltungen. Aber darauf will ich eigentlich gar nicht hinaus, sondern wollte lediglich anmerken, daß es auch in der menschlichen Wahrnehmung reichlich analog zugeht und es einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit gibt.

Mir geht es blendend, wenn ich alleine bin. Ich fühle mich dann auch nicht einsam. Ich lebe nicht umsonst allein, ich möchte auch nicht dauernd dafür bedauert werden, nur weil der Eine oder Andere das eben nicht nachvollziehen kann und für ihn anscheinend allein=einsam ist. So ist es aber nicht, es gibt auch hier viele feine Abstufungen. Ich sitze ja schließlich auch nicht nur alleine hier herum, sondern habe sowieso schon werktäglich für 8-10 Stunden Leute um mich herum, eine offenbar von Leuten die das so nicht haben gern vernachlässigte Störgröße - da bin ich froh um die Zeit, in der ich das mal nicht habe. Der Charakter der Freizeit ist doch gerade der, daß man frei darüber verfügen kann und sich nicht von irgendwem Vorwürfe dafür machen lassen muß, wenn man es dann auch gelegentlich tut. Jedenfalls als Single nicht (für meinen Fall aber auch in einer Beziehung nicht, weswegen ich diese mangels offenkundiger Einsicht des gesamten weiblichen Geschlechts ad acta gelegt habe).

Ich wäre übrigens auch im Büro deutlich produktiver, wenn ich dort in Ruhe (=alleine im Raum) arbeiten könnte anstatt permanent das Grundrauschen der Turnschuhtruppe (wer auch immer die Idee hatte die bei uns mit reinzusetzen gehört gevierteilt) um die Ohren zu haben - aber das ist schon wieder ein anderes Thema.
curly-sue - 27. Apr, 22:09 - geändert 27. Apr, 22:09

hey! ein beitrag nach meinem geschmack! ,)
super einstieg, tolles thema - der lautstärkeregeler gefällt mir gut...
Dennoch(ich kann es nicht lassen wieder ne diskussion anzuhauen): Ich kann nicht glauben, dass das eine natürliche Haltung ist, denn der Mensch ist ein "Rudeltier". Ich glaube dass diese Haltung deinerseits - vllt. aufgrund von diversen erfahrungen - entstanden ist, statt dass sie schon von grund auf da ist. Und diese Tatsache - wenn ich damit richtig liegen sollte - ist sozusagen der Riss in der Grundmauer deines Behauptungs-Hauses: Deine Psyche stellt sich hier gegen deine Natur und darum ist die Behauptung unglaubwürdig, oder nur partiell wahrheitsgemäß - zumindest für mich^^

virtualmono - 30. Apr, 08:49 - geändert 30. Apr, 08:54

Es war in der Tat schon immer so, daß ich einen guten Teil der zur Verfügung stehenden Zeit für mich alleine gebraucht habe - schon als Kind, denn ansonsten kommt man ja zu nichts. Es ist ja auch für "normale" Menschen schwer zu verstehen daß ein kreativ Schaffender arbeitet, wenn er nur dasitzt und aus dem Fenster schaut... Es ging mir auch eigentlich darum, daß ich mich dafür vor niemandem rechtfertigen muß - Punkt. Es gibt nämlich Leute, die zeitlebens immer stur ihren Stiefel durchziehen und erwarten, daß sich alle um sie herum gefälligst nach ihren Plänen zu richten haben und direkt sauer sind wenn das eben mal nicht paßt - sorry, fällt aus wegen issnich. Über das bißchen Scheiß Zeit das mir noch bleibt möchte ich bitteschön selbst bestimmen können. Das heißt natürlich nicht, daß ich auf Dauer keinen Menschen sehe oder mich "aus dem Leben" ganz zurückgezogen habe, beileibe nicht - aber das heißt, daß ich einfach erwarte, daß ein "keine Zeit" akzeptiert wird ohne gleich das Gesicht zu verziehen oder noch fünf mal nachzubohren ob es denn nicht vielleicht doch... kurz: Daß meine Bedürfnisse diesbezüglich vielleicht endlich mal ernst genommen werden, so wie das umgekehrt ja auch funktioniert.
curly-sue - 30. Apr, 13:39 - geändert 30. Apr, 13:39

^^ na dann - dann siehts wohl bei mir ziemlcih gleich aus ,)
frank (Gast) - 28. Apr, 23:37 - geändert 28. Apr, 23:37

... eigentlich wollte ich ja nicht mehr ... aber hier gehts ja nicht um den raab also muß auch nicht zensiert werden ;-)

mir fällt zu solch gewichtigem thema immer wieder der alte ernst bloch ein, der in seinen spuren solch faszinierende sprüchlein verfasste wie folgende:
„Zu wenig. Man ist mit sich allein. Mit den anderen zusammen sind es die meisten auch ohne sich. Aus beidem muß man heraus."

man sollte lediglich versuchen ein gesundes maß (wie auch immer sich das herleiten läßt?) zu finden, zwischen hochgradigem autismus und dem nur sich selbst finden können im spiegel anderer.

sozialkontakte beim arbeitsprozeß sind meistens ja eher willkürlich zusammengesetzt und selten von freiwilliger natur. privat würde ich nicht mit jedem napp kontaktieren; bei der arbeit bin ich dazu eben meist gezwungen.
ich würde den faktor ruhe haben wollen akzeptieren als kontrast zum von dir skizzierten Grundrauschen der Turnschuhtruppe, das muss jedoch nicht zwangsweise einhergehen mit alleinsein oder einsamkeit. in anlehnung an bloch würde ich behaupten, man kann auch mit anderen zusammen seine ruhe haben, wenn man nämlich wahre freude empfindet beim geselligen tun. man ruht dann quasi in sich.
da ich dich kenne weiss ich das auch dir dies nicht fremd ist ...

in diesem sinne mal wieder ein gruss vom fuss

virtualmono - 30. Apr, 09:11 - geändert 30. Apr, 09:11

Hallo Frank,

siehe obendrüber, ich will nicht alles doppelt erzählen - und Du kennst das ja von mir aus erster Hand und kannst Dich sicher noch daran erinnern, daß ich mich schon früher gern mal für ein paar Stunden zum Lesen verkrümelt habe (wenn wir z.B. ein paar Tage bei Euch waren) ;-)

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