Dienstag, 22. Juni 2010

Machs gut, Onkel Heinz

Als Baby habe ich mein erstes Lebensjahr bei Euch verbracht - damals noch im Hirschgraben - und auch später war ich immer wieder gerne bei Euch. Ich erinnere mich an den Balkon, den man von der Küche aus begehen konnte, wie ich mit Martin abends im Bett mit der Taschenlampe Schattenspiele an die Kinderzimmerwand geworfen habe, an das legendäre Foto (Du weißt schon), den weißen R4 von Frau Siemes... später waren wir dann oft im Garten am Tivoli. Ein besonderer Höhepunkt war immer das Gartenfest. Heute haben wir uns an die Malmaschine erinnert - das eine, besonders gelungene Bild hast Du gerahmt und in die Diele gehängt, wo es immer noch seinen Platz hat. Überhaupt hat sich nicht viel verändert im Haus. Beim Anbringen der Holzvertäfelung in der Garderobe war ich damals auch dabei - Du warst ein geschickter Heimwerker. Oft habe ich mit Georg in der Werkstatt gesessen und ihm bei der Arbeit zugeschaut, während Du irgendetwas gebastelt hast.

Später habe ich bei Dir im Studio gesessen und mir mit den Akai-Maschinen Mixtapes aus Deiner riesigen Plattensammlung zusammengestellt. Du hattest keine Angst, daß ich die wertigen Teile schrotte und hast mich einfach machen lassen (ich habe heute auch eine GX-260D und eine X-201... und einen Thorens).

Ich glaube es war beim nächsten Besuch, als Georg sich den ersten Synthesizer zugelegt hat - einen Korg mit Presets und der Kontaktleiste vor der Tastatur, um während des Spielens den Glide zuzuschalten.
Ich habe auch stundenlang auf der Farfisa im Wohnzimmer gespielt, ohne daß ihr je genervt gewesen wärt, oder auf Georgs Atlantic mit Abnehmer über das Dynachord-Bandecho und den Verstärker - einfach weil es so neu klang, wenn man das vorher nur akustisch kannte... bei Euch habe ich meine Liebe zur Musik entdeckt, die mich seither nicht mehr losgelassen hat.

Als ich etwa 13 oder 14 war hat Georg mich mit seinen Oberstufen-Matheaufgaben "gefüttert" - ja, auch das hat tatsächlich Spaß gemacht (wenn auch viele Menschen das nicht nachvollziehen können, daß Mathematik tatsächlich schön sein kann).

Bei Euch konnte ich auch stundenlang einfach im Fernsehzimmer sitzen und lesen - das war eine ebenso prägende Erfahrung.

Als wir uns das letzte Mal gesehen haben ging es Dir schon nicht mehr so gut. Vor zehn Tagen bist Du gestorben - ich bin dankbar, daß Du nicht lange leiden mußtest - und heute haben wir schließlich Deine Asche beigesetzt - bei schönstem Wetter, so wie Du Dir das wohl gewünscht hättest. Anschließend waren wir im Schneeberg und haben dann den Nachmittag bei N. und G. bei Kaffee und Kuchen verbracht - bei dem schönen Wetter natürlich draußen.

Du bist zu einem guten Teil Schuld daran, daß ich heute so bin wie ich bin und daß hier jetzt das Klavier steht - dafür möchte ich mich noch einmal von ganzem Herzen bedanken.

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