david ramirer - 8. Sep, 06:50 - geändert 8. Sep, 06:51

ich sehe das problem weniger in der tonqualität - die kaum mehr zum tragen kommt bei den lautstärken, die immer üblicher und selbstverständlicher werden - als vielmehr im immer mehr hörbar werdenden verlust von innovation, kreativität und "musik als ausdruck der zeit, in der sie entsteht".

ich kenne keine einzige popgruppe, die heute die stellung hätte, die etwa die beatles in den 70ern hatte, oder bob dylan in den 60ern. populärmusik ist kein "sprachrohr" mehr - sie ist ein geräuschfilter, um den lärm der welt ausblenden zu können. fatal dabei ist, dass die meiste sogenannte aktuelle musik selbst lärm ist. da ist es herzlich egal, ob es mp3, DDD, wav oder LP ist: wenn schon die quelle kein herz mehr hat, kann auch der analogste encoder nichts herausholen, und die ohren (die sich dem unverständlicherweise freiwillig aussetzen!) verkümmern.

virtualmono - 8. Sep, 10:19 - geändert 8. Sep, 10:19

Hallo David, es stimmt schon - vorwiegend wird heutzutage "Kaufhausmusik" produziert, aber es gibt auch noch Perlen zu entdecken. Gerade die "Ma Fleur" (siehe ziemlich weit rechts unten) sowie die übrigen "Top 6" sind bei mir sozusagen auf Dauerrotation (nicht ständig, aber immer wieder).
david ramirer - 8. Sep, 12:29 - geändert 8. Sep, 12:29

ausnahmen gibts sicher, keine frage - doch selbst die bewegen nichts mehr.
virtualmono - 8. Sep, 14:11 - geändert 8. Sep, 14:11

Es ist heutzutage aber auch verdammt schwierig geworden, die Leute aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken - alle sind durch die permanente Berieselung derart abgestumpft, die Toleranzschwelle liegt ziemlich hoch, da die Menschen ja mit so gut wie nichts mehr zu schockieren sind... Rock'n Roll, Punk und selbst die Fantas Anfang der 90er hatten es da noch wesentlich leichter. Und die Ausnahmen sind eben zum größten Teil nicht massenkompatibel.
david ramirer - 8. Sep, 15:10 - geändert 8. Sep, 15:10

das ist genau der punkt: die massen sind heute nicht mehr beweglich, sie bilden statische schäume (ob mir sloterdijk da recht geben würde, weiss ich nicht, ist mir aber auch egal) - die mechanismen in canettis masse und macht sind nicht mehr aktuell, weil die massen richtungslos sind.
da hat es auch die musik sehr schwer, weil es keinen breiten seelischen resonanzboden merh gibt. musik lebt immer noch im silberstrome unter der oberfläche des kollektiven unbewussten, in jedem einzelnen, der dafür offen ist.
aber bewegen in der masse ist inzwischen nicht mehr möglich.
schön zu beobachten an den "extatischen" erinnerungen an michael jackson: es ist unfassbar lächerlich, wie versucht wird, ein kollektives ereignis zu inszenieren, das schon im selben moment in die bedeutungslosigkeit versinkt (wie auch schon MJ selbst, als er noch lebte).

die zeiten der kollektiven ereignisse sind vorbei.
virtualmono - 8. Sep, 18:52 - geändert 8. Sep, 18:52

Das tragische bei Michael Jacksons Karriere war, daß Thriller sozusagen der Höhepunkt war (für mich jedenfalls).

Es gibt eben nur zwei Möglichkeiten Entweder man macht die Musik, an der das Herz hängt - das ist dann wiederum nicht kommeriell - oder aber man liefert "Gebrauchsmusik" ab und wird damit sogar ansatzweise erfolgreich... nur wenige beherrschen den Spagat zwischen diesen beiden Welten und haben das Glück, mit dem was sie von Herzen tun auch kommerziellen Erfolg zu haben - das sind dann die Ausnahmekünstler... hach, man müßte im Kopf manchmal einfach den Reset-Knopf drücken können.
david ramirer - 8. Sep, 19:37 - geändert 8. Sep, 19:37

ohne dem resetknopf geht gar nichts.

:-)
virtualmono - 8. Sep, 20:12 - geändert 8. Sep, 20:12

Ich drehe ja momentan das Rad der Zeit für mich ein wenig zurück und habe mich gestern Abend mal mit den Schallplatten beschäftigt - da sind wirklich lange vergessene Schätze darunter...

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