Was wirklich passiert ist

Zum Beitrag darunter zunächst so viel: Wer mich einigermaßen kennt, der weiß natürlich, daß der Ausspruch die reine Polemik war - trefflich dazu geeignet, Unbekannte in die Irre zu führen oder aber Freunde aus der Reserve zu locken (was leider nicht funktioniert hat), denn selbstverständlich ist es vollkommen logisch, daß Computer an sich perfekt sind:

Noch nie hat ein Computer der Serie 9000 einen Fehler gemacht. Es war immer menschliches Versagen."
Computer HAL in 2001 - Odyssee im Weltraum

Natürlich war es auch dieses Mal so. Und zwar Samstag Nacht - ich wollte gerade dem Herrn Müller demonstrieren, wie das wohl aussieht wenn er übers Internet auf meinen "Spielserver" zugreift. Nun hatte der ja schon vor einer ganzen Weile ein nicht wirklich schönes Geräusch von sich gegeben, weshalb ich ihn auch nicht mehr im Dauerbetrieb laufen hatte (von der potentiellen Stromersparnis mal ganz abgesehen) - wer schon mal eine langsam sterbende Festplatte gehört hat, der weiß was ich meine, dieses hochfrequente Sirren. Und just in dem Moment war es dann also soweit: Der Webserver ließ sich nicht mehr starten, und als ich im Log nachsehen wollte, was der wohl für Beschwerden hat - rumms. Also noch mal kurz beherzt einen Power-On-Reset probiert, aber es war nichts mehr zu machen. reiserfsck meldete, daß es an einer bestimmten Stelle nicht auf die Platte schreiben kann und wahrscheinlich ein Hardware-Defekt vorliegt - nachvollziehbar, auch beim zweiten und dritten Versuch. So weit so schlecht.

Montag Nacht habe ich mich dann daran gemacht, zu retten was zu retten war. Mittels dd-rescue - ein sehr schönes Werkzeug, welches bei Knoppix mit an Bord ist - habe ich also den noch lesbaren Inhalt der Platte auf eine andere kopiert. Das schöne daran ist, daß man sich um Parameter (wie Start- und Endblock der Aktion) und das Ausschließen der defekten Blöcke gar nicht zu kümmern braucht: Die 96 bad blocks (die übrigens nicht einmal zusammenhingen) wurden einfach übersprungen, stattdessen werden auf der Zielplatte einfach Nullwerte geschrieben.
"Da sind doch dann aber Löcher an diesen Stellen in den Dateien" höre ich den einen oder anderen Leser schon unken - aber: Don't panic. Nicht umsonst hat man ein "sicheres" Dateisystem. Das anschließende reiserfsck --check meldete zum Glück dann "4 fixable errors" - und diese habe ich dann eben fixen lassen, anschließend konnte ich mein System (übrigens ein betagtes, aber immer noch gutes Suse Professional 8.2) wieder ganz normal hochfahren, und auch die Datenbank und der Webserver laufen wieder "wie neu".

Zwei Dinge bleiben mir noch anzumerken:

- Natürlich war das mehr Glück als Verstand. Eine Festplatte kann nämlich auch so kaputtgehen, daß der Rechner sie erst gar nicht mehr erkennt oder daß deutlich mehr als 44 Kilobyte defekt sind. Wehe, wenn man dann kein Backup hat.

- Natürlich war auf dem Rechner nichts wirklich wichtiges gespeichert, es ist wie gesagt mein "Spielserver", auf dem ich gelegentlich mal etwas ausprobiere (zum Beispiel ob ein Oracle-Patch das gewünschte Ergebnis bringt). Von meinen wirklich wichtigen Daten wie Digitalfotos oder selbstgemachter Musik habe ich selbstredend mindestens zwei Kopien. Dennoch wäre es ärgerlich gewesen. Alles neu aufzusetzen hätte nämlich bedeutend mehr Zeit gekostet als das Wiederherstellen - aber es hat ja zum Glück geklappt.

Wie war das doch gleich? Jede Datei, von der Du nicht mindestens ein Backup hast kannst Du als potentiell gelöscht betrachten.
rosmarin - 22. Jul, 23:03 - geändert 22. Jul, 23:03

:-) herrlich, diese fremdsprachen....
aber offenbar ist die story gut ausgegangen. da freuen wir schlichten gemüter uns, so über happy endings :-)

virtualmono - 22. Jul, 23:13 - geändert 22. Jul, 23:13

Das ist alles kein Hexenwerk ;-)
rosmarin - 22. Jul, 23:16 - geändert 22. Jul, 23:16

das sagen alle hexen :-)
steppenhund - 22. Jul, 23:36 - geändert 22. Jul, 23:36

Mir ist einmal ein Laptop komplett eingegangen. Auch die Festplatte war hin. Ich habe genau eine unwichtige Textdatei verloren. Das war aber auch mehr Glück als Verstand. Umgekehrt hatte ich im Jahr 1995 einen Datenbestand auf 4 verschiedenen Rechnern auf zwei verschiedenen Standorten gespeichert. Und innerhalb von zwei Tagen starben alle vier Rechner. Zwei davon dank meiner eigenen Blödheit, zwei gerade zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Seither bin ich etwas fatalistisch veranlagt:)

virtualmono - 22. Jul, 23:41 - geändert 22. Jul, 23:41

Ich glaube, so langsam wäre es Zeit über ein NAS mit Raid nachzudenken - kostet ja auch nicht mehr die Welt.
steppenhund - 22. Jul, 23:47 - geändert 22. Jul, 23:47

aber dann mindestens raid 10.
anm.: schreib ich nur, damit jemand schreiben kann: unverstäbndlicher jargon.
steppenhund - 22. Jul, 23:47 - geändert 22. Jul, 23:47

aber dann mindestens raid 10.
anm.: schreib ich nur, damit jemand schreiben kann: unverstäbndlicher jargon.
frank (Gast) - 23. Jul, 00:16 - geändert 23. Jul, 00:16

Schwein gehabt ...

... denn obwohl der Papa Reiser ja als Killer verurteilt wurde ist sein Baby- ein Journal basiertes File System- schon was feines um Daten wieder zu kriegen.
So was hätte ich mir auf dieser mistigen externen Platte von Seagate auch gewünscht auf der die Daten des Backups nochmal gespiegelt werden.
Mitten beim Backup schiesst sich die gerne mal ins Nirvana.
Aber das scheint ja ein bauartspezifischer Murks zu sein mit diesen FreeAgent Teilen :-((

Gruß vom Fuß

virtualmono - 23. Jul, 01:02 - geändert 23. Jul, 01:02

Hast Du die etwa im Auslieferungszustand (FAT32) belassen? Meine externen Platen laufen mittlerweile fast alle unter MacOS Extended (natürlich auch mit Journal) oder NTFS.
frank (Gast) - 23. Jul, 11:03 - geändert 23. Jul, 11:03

Schlimmer die besteht aus einem ...

...TrueCrypt Container den ich leider nicht mehr mounten kann - irgendwie hat es da wohl was auf der Platte durcheinandergewuselt :-(
Egal, Backup ist eh für Feiglinge :mercenary:
steppenhund - 24. Jul, 14:05 - geändert 24. Jul, 14:05

Genau!
-
Auch wer testet, ist feig!
:)))

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